Am 20. Juni 2012 organisierte die Deutsche Bahn AG mit Unterstützung der Emanuel-Lasker-Gesellschaft eine Simultanvorstellung mit Viktor Kortschnoi. Spielort war das Casino im Hauptbahnhof. Frank Hoppe hat die von ihm geschossenen Fotos auf der Seite media.schachbund.de zum Herunterladen bereit gestellt. Einige seiner Fotos habe ich für diesen Beitrag verwendet.
Viktor, der Schreckliche, ist zwar nicht mehr so gut zu Fuß wie früher. Seinem Siegeswillen tat dies aber keinen Abbruch.
Der jüngste Simultangegner wählte eine verschlechterte Version der von Stefan Bücker propagierten Nordwalder Variante.
Diese entsteht nach den Zügen 1. e4 e5 2. f4 Df6 – mit der Idee 3. fxe5 Dh4+ 4. g3 Dxe4+ und gewinnt.
Im Duell der Generationen bevorzugte der Simultangegner indes 2…Dh4+.
Erst nach 3. g3 zog er die Dame nach f6 zurück.
In meiner Datenbank fand ich 583 Partien mit 2…Dh4+. Die meisten Schwarzspieler setzten auf 3.g3 mit De7 fort: 1. e4 e5 2. f4 Dh4+ 3. g3 De7 4. fxe5 und nun geht 4…d6 mit der Idee 5.exd6 Dxe4+ 6.De2 Dxe2+ 7. Sxe2 Lxd6. Was es alles gibt!
Kortschnoi konnte gefahrlos auf e5 schlagen. Der weitere Verlauf nach 4…Dxe5 ist mir leider nicht überliefert.
Eine freundliche Hilfestellung
Simultanspieler müssen versuchen, die schwächeren Gegner möglichst bald zur Aufgabe zu bewegen. Dadurch können sie den Druck auf die verbleibenden Spieler erhöhen, die weniger Zeit zum Nachdenken erhalten.
Ich sah dabei zu, wie Kortschnoi das Schlagen auf g2 sofort mit Th2 und Damenfang beantwortete. Daraufhin sollte man als Simultangegner aufgeben, man kann aber noch ein paar Züge spielen. Schließlich hat noch niemand eine Partie durch Aufgeben gewonnen.
Jedenfalls zögerte der Schwarzspieler mit seiner Reaktion.
Um seinem Gegner die Entscheidung zur Aufgabe zu erleichtern, stieß Kortschnoi mit seinem Stock den schwarzen König um.
Der Schwarzspieler ergab sich daraufhin in sein Schicksal und gab auf.
Kortschnoi spielte gegen die zwanzig Gegner über vier Stunden. Er gewann 15 und remisierte vier Partien.
Hier unterzeichnet er das Formular seiner Partie gegen Dr. Daniel Eisermann, den Geschäftsführer des Berlin Risk Institute.